Laufen ist (k)eine Kunst

Perpeto Mobil! 14.04.2020 

Ist Laufen eine Kunst oder eben nicht.

Höre ich das Wort Kunst, denke ich sogleich an unseren Kunstlehrer, der uns das Malen vermitteln wollte, Bilder interpretierte und wer mit beidem gescheitert war, sollte dann bessern werkeln oder basteln. Von Laufen war da an keiner Stelle die Rede, maximal von einem Farbverlauf.

Andererseits habe ich es in über 500 Wettkämpfen, die ich selbst aktiv bestritt, nicht einmal erlebt, dass jemand mit Farbfass oder Pinsel am Start stand! Geschweige denn, dass jemand so bewaffnet am Ende das Rennen gewonnen hätte. Wir sind auch selten bis nie in einer Kunsthalle gelaufen….

 

Doch neben der vielleicht etwas engen Definition hat der Laufsport durchaus auch künstlerische Aspekte im Sinne einer Ästhetik des Laufens. Weniger hochtrabend möchte ich an der Stelle von Laufstil sprechen. Natürlich ist der Laufstil eines Marathonläufers von anderen ökonomischen Notwendigkeiten geprägt als der eines 100 m Läufers, um die beiden extremen Distanzen zu nennen. Ihr könnt das sehr eindrucksvoll am Kniehub beobachten.

Nach der Startphase und Beschleunigungsphase geht der Sprinter in eine Art Schreiten über. Immer daran denken, er hat nur 100 m lang Zeit, all das unterzubringen. Schreiten deshalb um die Geschwindigkeit möglichst lange hoch zu halten. Starten und Beschleunigen ist nach 30m – 40 m erledigt. Danach geht es darum, das Tempo zu halten Mit einem erhöhten Kniehub gelingt das gut. Es gewinnt am Ende diejenige oder derjenige einen 100m Lauf, der am Ende nicht so schnell langsamer wird! Klingt so ein bisschen wie der Satz: …verlieren ist wie gewinnen, nur andersherum!

Doch beschleunigen kann auf den zweiten 50m niemand mehr – es sei denn, sie/er haben vorher damit nicht angefangen. Also geht es auf der zweiten Hälfte nur darum zu halten!

 

Das Durchhalten ist natürlich auch die Kunst des Langstrecken- oder gar Marathonläufers. Dafür sind die ersten 30m und auch die ersten 100m nicht sonderlich bedeutend.

Wann gelingt das Durchhalten also?

Wenn Ihr Euer Lauftempo abwechslungsreich gestaltet. Das ist ein bewusster Vorgang!

Natürlich nur für diejenigen von Euch, die sich eben dessen bewusst sind, dass Euer Lauftraining von sehr unterschiedlichem Tempo geprägt sein kann. Die einfältige, aber nicht selten praktizierte Variante ist: Starten, das Tempo anschlagen, was für den aktuellen Tag annähernd das maximale ist und dann warten, bis es weniger wird. Ist eher eine monotone Angelegenheit, allerdings mit sicherem Ausgang; denn meist verhalten sich verbleibendes zu laufendes Teilstück und Kraft in Euren Beinen reziprok, also gegengleich: Es ist noch viel Strecke über, wohingegen die Beine samt Puste alle sind. Und so folgt dann meist der / das Aus-Gang!

Das ist in der Tat weder eine förderliche Motivation, noch phantasievoll, noch künstlerisch wertvoll.

 

Eine auf Eurem Körpergefühl basierende Kunst ist es hingegen, wenn Ihr das Lauftempo so wählt, dass ihr entspannt und mit einem natürlichen Lächeln auf den Lippen die Ablaufstelle oder das Ziel wieder erreicht. Ein verbissenes, verzerrtes Gesicht sieht zwar schnell künstlich, selten jedoch anmutig aus.

Die Kunst geht an der Stelle genau in die Richtung weiter, in der es Euch gelingt, jeden Lauf mit einem Lächeln auf den Lippen zu beenden.

 

Doch die heutige Geschichte möchte ich nicht beenden, ohne auf weiter Möglichkeiten der Laufstiloptimierung hinzuweisen:

Ganz wichtig dabei ist es, sich eine Lockerheit anzueignen. Das geht jedoch nicht nach dem Motto heute bin ich locker und mein Laufstil ist es damit auch.

 

Nein eine Lockerheit und damit auch Ästhetik erreicht Ihr über „Trockenübungen“. Darunter ist eine Laufstilschulung bzw. Koordinationstraining oder auch Sprint-ABC zu verstehen.

Und genau im Rahmen dieser Trainingsinhalte könnt Ihr auch Euren Kniehub, Euren Fußabdruck optimieren und ganz wichtig die Armarbeit verfeinern.

Die Arme sollen die Beine und Euren Körper als Ganzes im Fortkommen unterstützen. Eine durch falsche Armarbeit ausgelöste Rotation des Oberkörpers ist nicht hilfreich. Immer daran denken, Ihr wollt ins Ziel kommen. Das Ziel ist gerade vor Euch, nicht links und nicht rechts. Alles an Bewegung, was Euch an dieser Gradlinigkeit hindert, gilt es zu vermeiden.

Diesbezüglich seid Ihr am Ziel, wenn sich Eure Koordination automatisch der Geschwindigkeit anpasst. Dann ist das Laufbild homogen und ökonomisch. Das ist jedoch ein langer Weg, es hilft auch hier nur:

 üben, üben, üben...

 

Sicherlich ist es besonders hilfreich für solch ein Training einen erfahrenen Läufer oder einen Trainer heranzuziehen. Solange Ihr kein konkretes Bild im geistigen Auge habt, wie die Übungen auszuführen sind, bleibt es brotlose Kunst, ohne Wirkung.

 

Welches Brot Ihr vorzugsweise essen könnt vor nach oder während des Laufes erzähle ich Euch Morgen!

 

Euer Perpeto.Mobi!

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